28 May 2024

Zwischen den Zeilen:  Achtsamkeit als Gesamtkonzept

Buch-Rezension 82 Leadership Methoden


"Achtsamkeit kann ein Kompass für einen sinnstiftenden Führungsstil sein." Diese Aussage findet man in der Einleitung zum Themenkomplex "Achtsamkeit in der Wirtschaftswelt". Die Autorin beschreibt Achtsamkeit als ein Konzept, das Unternehmen im Wandel begleitet, sinnhaftes Wirtschaften fördert, hilft Mitarbeitende in Eigenverantwortung zu bringen und die Gesundheitsprävention unterstützt. Eine Wunderpille könnte man meinen... Doch damit räumt das Workbook ziemlich schnell auf.


Gesamthafter Blick:

Was mir auf Anhieb gefällt ist der umfassende Blick, den die Autorin auf das Thema Achtsamkeit aufmacht. Es geht eben nicht nur um Atemtechniken, um Meditation und Räucherstäbchen. Es geht vielmehr um eine Haltung, um Mindset, um Handlungsmöglichkeiten.


Achtsamkeit als Reaktion auf eine komplexer werdende Welt:

Wir werden sekündlich von so vielen Reizen überflutet, dass es nicht verwunderlich ist, dass Reaktionen nicht immer rational passend erscheinen. Wir sind dauer "ON" was mit dem Phänomen des "FOMO" oder Fear of missing out beschrieben wird (darüber habe ich in diesem Blogartikel geschrieben). Das führt auch zu einer sog. Decision Fatigue - einer Entscheidungsmüdigkeit, die uns im Privaten wie im Business gerne einholt. Achtsamkeit kann hier dazu führen, dass Entscheidungswege vereinfacht werden und so im positiven Sinne wieder Fahrt aufgenommen werden kann.


Kompetenzen der Zukunft - auch hier gewinnt Achtsamkeit an Bedeutung:

Die Autorin bezieht sich auf die "NextSkills Studie" von Ehlers, die 17 Zukunftskompetenzen in 3 Kategorien definiert. Es wird schnell deutlich, dass Achtsamkeit ein fundamentaler Baustein ist, diese Kompetenzen zu entwicklen bzw. auszuprägen.

Es hilft uns auch ganz bewusst aus der hohen Geschwindigkeit der digitalen Welt auszusteigen. Wir kennen das alle: Blitzschnell sind wir an- und eingezogen und tauchen häufig komplett ab. Doch zu viel soziale Medien können auch einsam und unglücklich machen oder das Gefühl des gehetzt seins erzeugen.


Prototypische Verhaltensfälle:

Julia und Karsten werden uns am Ende des 1. Kapitels noch vorgestellt. Sie gibt es nicht wirklich. Sie repräsentieren jedoch viele Seminarteilnehmende der Autorin und ich denke wir alle können uns in den beiden ein Stück wiederfinden und vielleicht auch von ihnen lernen.


Achtsamkeit vereint mehrere Themen:

Im 2. Kapitel wagen wir einen gesamthaften Blick auf das Konzept dahinter. Ich musste schmunzeln beim Thema mentale Hygiene. Die Autorin verweist darauf, dass wir für unseren Körper oft mehr tun als für unseren Geist. Ich würde weiter gehen. Deshalb sage ich im Training gerne wir kümmern uns besser um den Akku unseres Smartphones, als um unsere Bedürfnisse oder in dem Fall um unsere mentale Gesundheit. Achtsamkeit ist definitiv eine Grundvoraussetzung für Flow-Erleben. Aber auch um generell aus dem Gedankenkarussell auszusteigen. Achtsamkeit führt uns vom Autopiloten zum bewussten Entscheiden.


Nachgewiesene Wirkung:

Das Kaptiel 3 bringt nun noch die Wissenschaftlichkeit ins Spiel. Sowohl in der Neurowissenschaft als auch in der Positiven Psychologie wird unumstritten nachgewiesen, dass ein achtsamer Umgang mit uns uns unseren Ressourcen vielfältige Wirkungen erzielt. Das geht von der Steigerung des subjektiven Wohlbefindens über nachweislich weniger Burn-Out und Depressionsrisiken bis zu betriebswirtschaftlichen Effekten. Dieses Kapitel bietet eine fundierte Übersicht, die uns hilft das Thema Achtsamkeit vom Esoterischen hin zum wirksamen Konzept zu erläutern.


Übungen, Übungen, Übungen

In den Kapiteln 4 und 5 wird es praktisch. Neben formellen Übungen, Hinweisen zur Bildung von Routinen und jeder Menge Anleitungen erhalten wir hier ein umfassendes Repertoire an direkt anwendbaren Methoden. Der Transfer wird vorbereitet und hilfreiche Geschichten zur Vertiefung angeboten. Einige Methoden kenne ich schon. Aber es sind auch neue Ideen dabei, die ich direkt ausprobieren werde.


Es fängt bei mir an

Besonders gut gefällt mir im Kapitel 6, in dem es um die Gestaltung eigener Achtsamkeitsseminare geht, der Bogen zu mir als Seminarleitung. Zum einen mit einer hiflreichen Reflexion für mich selbst - immerhin bin ich automatisch ein Vorbild, aber auch für das Seminar an sich. Denn wir öffnen einen geschützten Raum, der zum Inhalt passen sollte.

Natürlich sind umfangreiche Downloadmaterialen auch mit dabei.


Mein Fazit:

Insgesamt gut nachvollziehbar aufgebaut führt uns das Workbook das Thema Achtsamkeit businesstauglich heran. Viele Ideen und Methoden helfen uns Trainern direkt in die Umsetzung gehen zu können. Für alle, die sich mit diesen Themen beschäftigen ein gelungenes Werk und eine schöne Schatztruhe.