Neue Arbeitswelt im Miteinander der Generationen

Das Regionalmarketing des Landkreis Günzburg lud am 08. Mai 2024 zu einer Impulsveranstaltung mit dem Thema "Neue Arbeitswelt im Miteinander der Generationen - Skills, Kompetenzen und Führungsstile für die Zukunft ein". Gastgeber war die Textilreinigung Frey in Burgau. Ein Heimspiel also: zu Fuß unterwegs - eine Seltenheit.
Was steckt hinter den Kulissen?
Den Auftakt machte eine Führung durch die verschiedenen Bereich der Textilreinigung. Sehr beeindruckend muss ich sagen. Das Familienunternehmen besteht seit über 160 Jahren und wird von den Geschwistern Katrin und Albert Frey geführt. Inzwischen werden dort über 40 Tonnen Wäsche täglich gereinigt, geflickt, geglättet und gefaltet. Tendenz steigend. Unglaublich...
Das Miteinander der Generationen und der Nationalitäten ist auf jeden Fall auch für das Unternehmen eine täglich Herausforderung, denen sich die Geschwister Frey stellen.

Was verbindet und unterscheidet die Generationen, die in den Unternehmen aufeinandertreffen?
Darum drehte sich der Vortrag von Frau Prof. Dr. Jutta Rump nach einer kleinen Stärkung.
Doch zunächst startete Josef Rother von der GEFAK (Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung mbH) mit einer populistischen Aufteilung der Generationen und so einigen Zitaten über die GEN Z.

Sie startete mit der Transformationsvielfalt, die uns heute bewegt. Unter der Rahmenbedingung der demografischen Entwicklung beschäftigen uns die ökonomische, die digtiale und die ökologische Transformation. Begleitet von weiteren disruptiven Entwicklungen. Als ob das nicht schon genung wäre...
Aus dem ganzen resultieren 3 limitierende Faktoren, die die Unternehmen bremsen: Eingeschränkte finanzielle Möglichkeiten (wir haben eindeutig über unsere finanziellen Mittel gelebt und gewirtschaftet), knappe Zeit (die Geschwindigkeit von Transformationen nimmt drastisch zu) und der Mangel an Arbeits-, Nachwuchs- und Fachkräften. Sie zeigte uns verschiedene Berechnungszenarien auf. Aber egal wie wir es drehen und wenden: bis 2035 werden wir definitiv eine beachtliche Lücke haben, wenn die Babyboomer aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Der Nachwuchs müsste theoretisch doppelt so viel leisten und können wie die Menschen, die jetzt im Arbeitsmarkt aktiv sind. Eine echte Herausforderung...
Es geht um ein Generationen-Management in den Unternehmen
Die Sozialisationsmuster haben sich im Verlauf der Generationen geändert. Eltern hatten noch nie so ein gutes Verhältnis zu ihren Kindern wie in der heutigen Zeit. Die Sozialwissenschaften beobachten eine kontinuierliche Verbesserung in den letzten Jahrzehnten. Das bedeutet, dass wir uns nicht wundern müssen, wenn unsere Kinder heute anders "ticken". Wir haben sie schließlich so erzogen.
4 Sozialisationsmuster für Prof. Dr. Rump auf, die hier auch in Zukunft eine wesentliche Rolle spielen:
- Leistungsorientierung
- Erwartungen an Führung
- Zusammenarbeit/Team
- Life-Balance
Während die Baby-Boomer Leistung mit Pflicht, Disziplin und Fleiß verbinden, gehört für die GEN Z Spaß und Purpose dazu.
Während für die Baby-Boomer gute Führung kooperativ ist und Informationen teilt, erwartet die GEN Z Partizipation und Fokus auf Zusammenarbeit und Team.
Während man sich in der Generation Baby-Boomer häufig zwischen Beruf und Familie entscheiden musste (Frauen sind häufig zuhause oder teilzeitbeschäftigt), strebt die GEN Z nach Gleichberechtigung in der Kindererziehung und Vereinbarkeit.
Ein spannender Aspekt, den sie eingeworfen hat, und von dem man noch nicht ableiten kann, wie sich das auf die gesamte Generation Z auswirken wird sind die aktuellen Krisen durch Corona, geopolitische Themen, Kriege, ...
Was erwarten die Generationen Y und Z von einem "guten" Arbeitgeber ?
Auch hierzu hat sie eine Antwort, selbst wenn man ein Gesamtbild der Generation Z erst in einigen Jahren/Jahrzehnten hat. Sie erwarten von einem guten Arbeitgeber z. B.
- eine Abkehr von Hierarchischen Strukturen,
- unterstützende Möglichkeiten für eine gute Work-Life-Balance
- Kommunikation und Kooperation im Team
- Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Fürsorge, Flexibilität
Eben New Work - was im Übrigen gar kein so neuer Begriff ist. Denn bereits in den 80er Jahren prägte Prof. Dr. Frithjof Bergmann den Begriff. Eines seiner Zitate lautet:
"Die Arbeit, die wir leisten, sollte nicht all unsere Kräfte aufzehren und uns erschöpfen. Sie sollte stattdessen mehr Kraft und Energie verleihen. Sie sollte uns bei unserer Entwicklung unterstützen, lebendigere, vollständigere, stärkere Menschen zu werden."
Und genau darum geht es der Generation Z - und nicht nur der! Auch die anderen Generationen im Arbeitsmarkt erleben einen Wertewandel. Aber sie sind eben anders sozialisiert! Deshalb braucht es viel Wertschätzung, Aktzeptanz, Verständnis und Toleranz für ein gutes Miteinander der Generationen.

Podiumsdiskussion: Zwischen Soft Skills und Generationenkonflikten - wie komme ich an ein tolles Team und führe dieses erfolgreich?
Darum drehte sich die anschließende Podiumsdiskussion. Ich kann nur immer wieder betonen:
Die nachweislich wirkungsvollen Ansätze der Positiven Psychologie, die die Grundlage für Positive Leadership bilden, sind der probate Rahmen für Führung in unserer heutigen Zeit. Führungskräfte, die folgende fünf Faktoren berücksichtigen schaffen ein Umfeld, in dem alle Generationen gut miteinander arbeiten können:
- Sie schaffen Raum, in dem ihre Mitarbeitenden positive Emotionen erleben (z. B. Stolz auf die eigene Leistung, Freude an der Arbeit, Spaß im Team, Dankbarkeit, ...).
- Sie kennen die Stärken ihrer Mitarbeitenden und ermöglichen es diese immer wieder für das erfolgreiche Miteinander zu nutzen
- Sie unterstützen dabei tragfähige Beziehungen zu schaffen (z. B. durch gemeinsame Erlebnisse, persönliche Gespräche, Nahbarkeit, Raum für Austausch, Unterstützung bei Konflikten, ...)
- Sie zeigen den Sinn der Tätigkeit auf (z. B. was der eigene Anteil am Ergebnis des Team ist, welchen Beitrag sie selbst oder der Bereich für den Unternehmenserfolg leisten, ...)
- Sie machen Erreichtes/Erfolge/Fortschritt sichtbar (z. B. durch Anerkennen von erreichten Etappen, durch würdigen der einzelnen Beiträge, ...)
Genau darum geht es in der Führung. Was ich in der Praxis beobachte ist, dass junge Menschen sich genauer überlegen, ob Führung die richtige Aufgabe für sie ist. Eine, die sie intrinsisch motiviert und ihnen "Purpose" gibt. Das stand bei den früheren Generationen nicht zur Debatte. Das war der Weg der Karriere - Punkt! Und es gab keinen Weg zurück. Und das ist heute definitiv anders.
Noch mehr Bilder von der Veranstaltung und Hinweise auf die nächsten Termine gibt es auf der Seite des Regional-Marketing.
Und hier findet sich ein Bericht der Günzburger Zeitung dazu.
Vielen Dank an Alexander Kaya für die Bilder!