
Das fragte sich letztes Jahr Professor Dr. Haimerl von der Hochschule Biberach, als er das Praxisprojekt für seine Master-Studenten im Studiengang Bauingenieurwesen (Master of Engineering) plante.
So kamen wir ins Gespräch und starteten im Frühjahr einen spannenden Piloten mit 4 Praxisworkshops im Rahmen des Projekts.
Die Studenten sollten einen kompletten Fischaufstieg technisch bis zur Genehmigung planen. Und nebenbei viel für die Praxis lernen.
Im ersten Praxisworkshop "quälten" wir die Studentin/Studenten mit der Durchführung einer echten Projektplanung.
Endlich war es an der Zeit, die Theorie der Vorlesungen zum Projektmanagement in die Praxis umzusetzen.
Das hieß konkret:
- Teilprojekte definieren
- Arbeitspakete schnüren
- Aufwand je Arbeitspaket abschätzen
- Verantwortliche benennen
- Ablaufplan erstellen
Und es kamen die gleichen Diskussionen auf, die häufig in Unternehmen an dieser Stelle anzutreffen sind - vor allem, wenn es um ein neues Projektthema geht: "Woher sollen wir wissen, wieviel Aufwand das macht. Das haben wir ja noch nie durchgeführt." Ganz genau, deshalb ist die Erfahrungssicherung (Lessons Learned) am Ende auch so wichtig...
Und nach kurzem Sträuben legten sie los. Spannend zu beobachten waren die Diskussionen um den Ablaufplan und den kritischen Pfad. Wenn man plötzlich merkt, dass nach hinten die Zeit ausgeht und die Planung von vorne beginnt. Und so läuft es nunmal im "echten" Leben auch oft.
In weiteren Workshops ging es um Stakeholderanalyse, Risikomanagement, Berichterstattung und dann endlich um softe Themen. Beispiele:
- Was unterscheidet Führung im Projekt und in der Linie?
- Was brauchen Projektmitarbeiter in welcher Teamphase und was sind wichtige Handlungsoptionen des Projektleiters in welcher Phase?
- Wie geht man mit Wissen im Unternehmen um? Was heißt Wissensmanagement?
- Wie kann Teamentwicklung in der Praxis aussehen?
- Worauf ist bei Feedback zu achten?
- Was passiert bei Stress im Körper und was bewirkt Achtsamkeit?
- Wie entstehen Konflikte und was kann ich tun?
- Was heißt Coaching und funktioniert das als Führungskraft bei den eigenen Mitarbeitern?
Zusätzlich standen noch andere "harte" Themen auf der Agenda. Denn die Studentin und die Studenten mussten regelmäßig Bericht erstatten. Es ging um den Aufbau von Berichten und Präsentationen, um Zielgruppenorientierung und vieles mehr.
Und alles immer verknüpft mit Übungen und persönlicher Reflexion - wie in einem Führungskräftetraining: interaktiv, nicht im Stil einer klassischen Vorlesung.

Das Fazit der Studentin/Studenten auf die Frage, wie sie die inhaltliche Aufteilung des Studiengangs für die Zukunft zwischen
- neues Fachwissen, Theorie zum Thema "Bau"
- Anwendung/Vertiefung des theoretisch Gelernten in einem größeren Projekt
- neue Themen neben Technik (z. B. Projektmanagement, Soft-Skills)
empfehlen würden, legte eindeutig den Fokus (im Durchschnitt mit 50%) auf die neuen (nicht technischen) Themen. Denn das sei schließlich das, was von Führungsnachwuchs erwartet wird und in den Studiengängen kaum behandelt wird.
Tolle Sache finde ich - und es hat richtig Spaß gemacht die persönliche Weiterentwicklung zu begleiten und die Offenheit und Neugier zu erleben - auch wenn es mal Übungen oder Themen waren, die zunächst ungewohnt waren.
Danke fürs Mitmachen und Ihnen allen viel Erfolg auf Ihrem weiteren Weg!
Ihre Sandra Dundler
4.0